30.01.1958: Verfügung des Bundesministeriums für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft
Die RSK sollte Grundsatzfragen der Reaktorkonstruktion und das jeweilige Sicherheitskonzept beurteilen. Das vom Verband der TÜV e.V. (VdTÜV) gegründete Institut für Reaktorsicherheit (IRS – Nachfolgeorganisation ist die Gesellschaft für Reaktorsicherheit GRS) sollte die technischen Details prüfen. [1 Radkau S. 404]
22.05.1958, Vorsitzender Joseph Wengler, Vorstand Farbwerke Hoechst; die Hälfte der 14 RSK-Mitglieder war zuvor in der Deutschen Atomkomission DatK tätig gewesen. [2 Laufs S. 72]
Beratung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) in den Angelegenheiten der Sicherheit kerntechnischer Anlagen und bis zur Gründung der Entsorgungskommission am 30.06.2008 auch in Fragen der Entsorgung radioaktiver Abfälle.
1958 Bundesministerium für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft
1961 Umbenennung in Bundesministerium für Atomkernenergie
1962 Umbenennung in Bundesministerium für wissenschaftliche Forschung
1969 Umbenennung und Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft
1972 Verlagerung der RSK in den Zuständigkeitsbereich des Bundesministerium des Inneren (BMI)
1986 Verlagerung der RSK in den Zuständigkeitsbereich des neu gegründeten Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)
2013 Umbenennung in Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)
Laut Satzung besteht die RSK in der Regel aus 12 Mitgliedern, derzeit sind es 16. Aktuelle Mitgliederliste (2018) [3]
Vorsitzender:
stellvertretender Vorstzender:
Mitglieder:
Die Mitgliedschaft in der RSK ist ein persönliches Ehrenamt, die Mitglieder sind nicht weisungsgebunden. Die Mitglieder bekommen Fachhonorar, Reisekosten, Sitzungsgelder und ggfs. Entschädigung für besonderen Aufwand.
Der BMUB beruft die Mitglieder der RSK in der Regel für die Dauer von drei Jahren. Eine Wiederberufung sollte in unmittelbarer Folge nur einmal erfolgen. Die Mitgliedschaft kann aber nach 6 Jahren verlängert werden, sofern dies im Einzelfall aus Gründen der Kontinuität für erforderlich erachtet wird. [20]
Die RSK arbeitet entweder Beratungsaufträge des BMUB ab oder greift von sich aus Themen auf.
Die Mitglieder der Ausschüsse und Arbeitsgruppen der RSK werden auf Vorschlag der RSK vom BMUB berufen. Die RSK schlägt ebenfalls die Vorsitzenden der Ausschüsse und Arbeitsgruppen vor. Die Vorsitzenden der Ausschüsse müssen Mitglieder der RSK sein.
Derzeit hat die RSK 4 Ausschüsse:
Anlagen- und Systemtechnik (AST) 4 Mitglieder der RSK und weitere 11 Mitglieder (darunter Vertreter der AKW Neckarwestheim und Gundremmingen sowie von Framatome)
Druckführende Komponenten und Werkstoffe (DKW), 3 Mitglieder der RSK und weitere 8 Mitglieder (darunter Vertreter der AKW Esenshamm/Unterweser, Neckarwestheim und Philippsburg sowie 2 Vertreter von Framatome)
Elektrische Einrichtungen (EE), 2 Mitglieder der SSK und weitere 11 Mitglieder (darunter Vertreter von EnBW, AKW Esenshamm/Unterweser, Framatome und AREVA)
Reaktorbetrieb (RB), 4 Mitglieder der RSK und weitere 10 Mitglieder (darunter Vertreter der AKW Brokdorf und AKW Gundremmingen sowie von Framatome) [21]
Neuberufung der Mitglieder und Änderung der Geschäftsordung u.a.:
22.12.1998: Auflösung der RSK durch Bundesumweltminister Trittin; Erlaß einer neuen Satzung, die bis heute unverändert ist:
06.05.1999 Die vom BMU neu besetzte RSK trat zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. 2 Mitglieder der alten SSK wurden wieder berufen, 12 Mitglieder waren neu, u.a. Dipl.-Ing. Michael Sailer und Dipl.-Phys. Lothar Hahn vom Öko-Institut Darmstadt und Dipl-Phys. Richard Donderer vom Physikerbüro Bremen. [23]
Link zu den Beratungsergebnissen der RSK
Einflußlosigkeit und Kapitulation in den Anfangsjahren: Sowohl das Versuchsatomkrafterk Kahl als auch das AKW Gundremmingen A gingen ohne Zustimmung der RSK und ohne Genehmigung in Betrieb. Die Betreiber hatten sich geweigert, die von der RSK geforderten Sicherheitsnachweise zu erbringen und ihr Verhalten wurde von der Bundesregierung gedeckt. In der Folge, „bei den Reaktorkonzepten von Lingen und Obrigheim hatte die RSK 1964 bereits nur mehr stereotype Zustimmungsformeln von sich gegeben. [...] Die RSK begnügte sich mittlerweile damit, den endgültigen Sicherheitsbericht <spätestens bis zur Fertigstellung des Reaktors> als Grundlage für die dann zu erteilende Betriebsgenehmigung zu erhalten;“ [1 Radkau S.406f.]
Verflechtung mit der Atomindustrie: Selbst wenn die Empfehlungen und Stellungnahmen der RSK inzwischen veröffentlicht werden sind ihre Beratungen und Untersuchungen, z.B. zu Störfällen in den Atomanlagen weiterhin vertraulich. Auch über die Mitglieder und deren sonstige Aktivitäten erfährt man auf der Webseite der RSK wenig. Dies ist umso bedeutsamer, als die Mehrzahl der Mitglieder der RSK, ihrer Ausschüsse und Arbeitsgruppen entweder direkt bei den Atomkraftwerksbetreibern und -herstellern arbeiten oder als Beschäftigte von Gutachter- und Beratungsorganisationen (allen voran der TÜV) von ihnen wirtschaftlich abhängig sind. [24]
Streit um Befangenheit beim RSK-Gutachten zu belgischen AKW: 2012 wurden bei Ultraschallmessungen in den Reaktordruckbehältern in den belgischen Atomkraftwerken Doel und Tihange über 16.000 Risse entdeckt. Vorsorglich wurden in der Region Aachen 2017 Jodtabletten ausgegeben. [25] Das Bundesumweltministerium beauftragte die RSK mit einer Bewertung. Die Stellungnahme der RSK vom 23.05.2018 kommt zu dem Ergebnis, dass es plausibel sei, dass die Risse bereits bei der Herstellung des Reaktordruckbehälters entstanden seien und eine Wachstum durch den Betrieb der Reaktoren nicht erkennbar sei. [26] Allerdings stützte sich die RSK bei ihrer Beurteilung alleine auf die Angaben der Betreiber und der belgischen Aufsichtsbehörde FANC, eigene Untersuchungen nahm sie nicht vor. Zudem ist das französische Atomunternehmen Framatome sowohl mit Dr. Kilian in der RSK, als auch mit Dr. Klapp, Dr. Hardt, Dr. Sobott und Dipl.-Ing. Wendenkampf in allen vier Ausschüssen der RSK vertreten. [21] "Die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Framatome und den begutachteten Reaktoren beziehungsweise deren Betreiberfirma sind jedoch äußerst intensiv. So war das Unternehmen bereits am Bau der Reaktoren beteiligt - und damit möglicherweise auch an allen Ungereimtheiten bis hin zum Verschwinden wichtiger Dokumente. Bis heute liefert Framatome über sein Werk im niedersächsischen Lingen Brennelemente nach Doel und Tihange. Erst vor zwei Jahren erhielt der Atomkonzern einen millionenschweren Wartungsauftrag für das AKW Doel. Und über den Mutterkonzern EDF ist Framatome sogar Miteigentümer der umstrittenen Reaktoren. [27] Die Bundesregierung sieht darin kein Problem und gibt Entwarnung für die belgischen Meiler. [28]
RSK/ESK-Geschäftsstelle beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), Postfach 12 06 29, 53048 Bonn, Tel.: 0228 / 305-3720, Fax: 0228 / 670388, info-rsk(at)bfs.de, www.rsk.de Büro: Robert-Schuman-Platz 3, 53175 Bonn
[1] Joachim Radkau: „Aufstieg und Krise der deutschen Atomwirtschaft“, Reinbeck bei Hamburg 1983
[2] Paul Laufs: „Reaktorsicherheit für Leistungskraftwerke“ Berlin Heidelberg 2013
[3] www.rskonline.de/de/zusammensetzung
[4] www.tuev-nord.de: cps/rde/xbcr/SID-E2526D78-636374F3/tng_de/tng-dl-infov-2015.pdf
[5] www.rskonline.de/de/donderer
[6] „Kernkraftwerk Philippsburg: <Kaskadenversagen> im Reaktor“ stuttgarter-zeitung.de 03.04.2012
[7] www.netinform.de/FuSi_Kontakt/
[10] duepublico.uni-duisburg-essen.de: go/kognitivesysteme/index_jipp.xml
[11] „Erst Infocenter, jetzt die Verwaltung“, Norddeutsche Rundschau, 28.03.2014
[12] "unabhängige Gutachter für Doel und Tihange gefordert", umwelt-energie-report.de, 19.07.2018
[13] www.oeko.de: christoph-pistner/
[14] www.rskonline.de/de/riekert
[15] www.northdata.de: ESN+Sicherheit+und+Zertifizierung+GmbH,
[16] www.rskonline.de/de/stoll
[19] www.smb.tu-berlin.de/menue/mitarbeiterinnen_und_mitarbeiter/prof_manfred_zehn/
[20] www.rskonline.de/de/satzung
[21] www.rskonline.de/de/ausschuesse
[22] Satzung der Reaktor-Sicherheitskommission vom 22. Dezember 1998
[24] „Reaktorsicherheitskommission – wie die Atomlobby die Politik beeinflusst“, kontraste 14.04.2011
[27] "Atomkonzerne am gutachten beteiligt", tagesschau.de, 18.07.2018
[28] "Alte Seilschaften", Junge Welt 27.07.2018