Eckert und Ziegler Nuclitec GmbH
Rubriken: Braunschweig, Isotopenproduktion, Konditionierung, Zwischenlager LAW/MAW, in Betrieb, Eckert und Ziegler
Anlage |
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Name: | Eckert & Ziegler Nuclitec GmbH (EZN) und Eckert & Ziegler Umweltdienste GmbH (EZU) |
Bundesland: | Niedersachsen |
Eigentümer: | Eckert & Ziegler Strahlen & Medizintechnik AG (EZAG) Holding |
Standort: | Braunschweig-Thune im Wohngebiet, neben einem Schulzentrum |
MitarbeiterInnen: | EZU ca. 10, EZN ca. 140 [1] |
Geschäftsfelder der | Herstellung und Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen für die Bereiche Medizin, Forschung, Technik und Umweltschutz, insbesondere radioaktive Strahlenquellen und Radiopharmaka für die Medizin, Prozesskontrolle und Steuerung, zerstörungsfreie Werkstoffprüfung und Kalibrierung von radioaktiven Messgeräten. Konditionierung radioaktiver Abfälle aus dem eigenen Betrieb und von Dritten Zwischenlagerung radioaktiver Abfälle, siehe auch Abfalllager Leese Transport von Strahlenquellen und radioaktiven Abfällen |
Geschäftsfelder der EZU: | Dienstleistungen zur Dekontamination, Freimessung bzw. Konditionierung radioaktiver Stoffe (2009: 1.100 t) |
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde: | Staatliches Gewerbeaufsichtsamt Braunschweig (GAA-BS) Das niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (NMU) kündigt im Juni 2014 an, alle Genehmigungen von EZN zu überprüfen. Damit beauftragt wird die Mitarbeiterin des NMU, die Ende der 90er Jahre als damalige Mitarbeiterin des GAA-BS selbst für die Genehmigungen für EZN verantwortlich war. [2] |
Genehmigungen: [3] | 09.12.1998: Genehmigung gemäß § 9 AtG: Bearbeitung, Verarbeitung und sonstige Verwendung von Kernbrennstoffen außerhalb genehmigungspflichtiger Anlagen: max. 250 Neutronenquellen (Pu-239/Be-Quellen), anschließender Transport zum National Laboratory, Los Alamos (USA) (am 31.12.2001 verlängert bis 31.12.2013) 05.07.2004: Erhöhung der Umgangsgenehmigung gemäß § 7 StrlSchV (ohne Kernbrennstoffe): Umschlossene radioaktive Stoffe von 1011 auf das 1013-fache, offene von 109 auf das 1011-fache der Freigrenzen der StrlSchV 20.12.2007: Erweiterung für C-14 03.03.2010: Genehmigung gemäß § 15 StrlSchV: Verleihung von ArbeitnehmerInnen in fremde Anlagen (befristet bis 02.03.2015) |
Inventar: [4] | Laut EZN wurden im Jahr 2010 die hohen Genehmigungswerte nur zu 4,48% ausgenutzt (Vorratsgenehmigung). Ein Vergleich mit den Werten für die ASSE II ergibt, dass sich damit im Jahr 2010 etwa das 15-fache des Strahlungsinventars der ASSE II auf dem Betriebsgelände von Eckert & Ziegler in Braunschweig befand und das über 300-fache des ASSE-II-Inventars hätte gelagert werden dürfen. |
Erweiterung: | 2011: EZN erwirbt 16.000 m² neben Betriebsgelände und stellt einen Bauantrag für eine Atommüllkonditionierungseinrichtung (max. 100x30x13m). 27.02.2012: Der Rat der Stadt Braunschweig beschließt eine zweijährige Veränderungssperre für EZN. In dieser Zeit soll ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden. 23.11.2015: Der Bebauungsplan der Stadt Braunschweig lässt den Hallenneubau zu. Eine Ausweitung von Produktion oder Kapazität wird ausgeschlossen. 15.12.2016: Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg kippt den Bebauungsplan der Stadt Braunschweig und macht den Weg frei für eine Produktionserweiterung. [5] 04.04.2017: Stadt Braunschweig und EZN einigen sich auf den Hallenneubau. EZN erklärt schriftlich seine Bereitschaft, die Halle nicht zur Atommüllverarbeitung, sondern ausschließlich zur Atommülllagerung zu nutzen. [6] Die Einigung stieß auf geteilte Reaktionen. [7] |
Konditionierung: [8] |
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Besondere Gefahren: | Der Standort Braunschweig Wenden-Thune liegt im Wohngebiet, neben einem Schulzentrum, in der Einflugschneise des 3 km entfernten Flughafens Braunschweig-Wolfsburg Ende den 90er Jahren wurde die 2000-Stunden-Regel eingeführt: Die zulässige Höchstbelastung mit radioaktiver Strahlung beträgt laut Strahlenschutzverordnung ein Millisievert pro Jahr (1 mSv/a) für eine Person. Durch die Herabsetzung der zugrunde zu legenden Stundenzahl von 8760 Stunden/Jahr auf 2000 Stunden würde eine Person, die sich dauerhaft an der Grenze des Betriebsgeländes aufhält, mit bis zu 4,38 Millisievert pro Jahr (4,38 mSv/a) künstlicher Strahlung belastet werden, ohne dass dies Folgen für die Firmen hätte. [9] Im Februar 2020 reichten Mitglieder*innen der Bürgerinitiative Strahlenschutz e.V. (BISS) wegen der hohe Strahlengenehmigungen Klage beim Bundesumweltministerium ein. [9a] Kein spezieller Katastrophenschutzplan vorhanden, aufgrund der räumlichen Nähe gibt es keine Vorwarn- und Evakuierungszeiten für Schulen, KiTAs und Anwohner. Erschließung über Wohngebiete, hohes Unfallrisiko durch LKW-Transporte, Überflüge aufgrund des nahe gelegenen Flughafens und Gefahrguttransporte auf dem Mittellandkanal. Hohe Brandlasten im Umfeld (China-Rinde, brennbare Chemikalien etc.) |
Bekannte Ereignisse: | 1996: Überschreitung des Grenzwertes durch Container am Zaun [10] 2000: In der Landessammelstelle Geesthacht müssen 28 Fässer von Amersham Buchler, die nicht mehr in der ASSE II eingelagert werden konnten, wegen Korrosionsschäden umverpackt werden. Nur 2 Fässer waren korrekt deklariert, 10 waren richtig deklariert aber feucht und korrodiert, 16 Fässer wiesen erhebliche Abweichungen auf: Zum einen wurden flüssigkeitsgefüllte Fläschchen gefunden, zum anderen Objekte mit extrem hoher Dosisleistung von 30 Sv/h. Die von außen nicht erkennbaren Bleiabschirmungen deuten darauf hin, dass es sich hierbei um Vorsatz handelte. [11] 15.09.2006: Zwei Fläschchen mit Ni-63-Lösung, Gesamtaktivität 2,1 x 1012 Bq verschwinden spurlos, daraufhin wurde der Verfassungsschutz eingeschaltet. [3] 22.12.2006: Transportunfall durch unsachgemäßen Verschluss. Die Heckklappe eines LKW öffnet sich, Kontamination der Umgebung durch den Inhalt eines herausgefallenen und aufgeplatzten Fasses. [12] 30.11.2007: Brand in einem Ofen bei der Veraschung von Thorium-dotierten Glühstrümpfen [3] |
Historie: | 1858 wurde die „Chininfabrik Braunschweig Buchler & Co“ gegründet. Seit 1901 wurden in Braunschweig Radiumprodukte hergestellt. Buchler war damit die erste Radiumfabrik der Welt. 1970 wurde die Fa. Buchler (Chinin, Radium etc.) aus der Braunschweiger Innenstadt in ein Wohngebiet am Stadtrand verlagert. 1971 Fusionierung des Isotopenbereichs zu Amersham Buchler. Nach mehreren Zwischeneigentümern übernahm EZAG 2009 die Isotopenproduktion und Atommüllbearbeitung. |
Stilllegung |
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Befristung: | Unbefristete Betriebs- und Umgangsgenehmigung [3] |
Abfälle |
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Inventar: | Stand 31.12.2017: [3a]
Radioaktives Inventar wird „wegen der Gefahr terroristischer Angriffe und Diebstahlversuche“ nur teilweise veröffentlicht. Keine Bekanntgabe chemotoxischen Inventars. Auch das Abfallverzeichnis der Bundesregierung beinhaltet weder die Abfälle auf dem Braunschweiger Betriebsgelände noch die im betrieblichen Außenlager Leese. Für Leese sind nur die Abfälle der Landessammelstelle aufgelistet, die ebenfalls EZN betreibt. [13] Containerlager auf dem Freigelände. Ende 2013: Lagerung von radioaktiven Abfällen in 65 Containern auf dem Freigelände [14] Im ESK-Stresstest in der Fassung vom 11.07.2013: „Am Standort Braunschweig betreibt die Eckert & Ziegler Nuclitec (...) und ein Zwischenlager für radioaktive Abfälle.“ [15] Revidierte Fassung vom 18.10.2013: „Am Standort Braunschweig betreibt die Eckert & Ziegler Nuclitec GmbH kein Zwischenlager.“. [16] 2017: Laut eines NDR-Berichts ist Eckert & Ziegler "near capacity", also nahe an ihrer Kapazitätsgrenze für Atommüll. [18a] |
Verbringung von Abfällen: |
→ Freigegebene Abfälle: Die überwiegende Menge radioaktiver Stoffe wird nach einer dreijährigen Abklinglagerung freigegeben und wie konventionelle Abfälle nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz behandelt. [3]
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Transporte | EZN betreibt in Leese ein Außenlager, das als Zwischenlager, Abklinglager und Pufferbecken für die Produktion und Konditionierung in Braunschweig dient. Deshalb gibt es einen regen Transportverkehr zwischen beiden Standorten. Übersicht über das Transportaufkommen von und nach Leese: [3] 2007: Ein 1.499 Fässer und 3 Container/ Aus 1.348 Fässer 2008: Ein 980 Fässer und 2 Container / Aus 784 Fässer 2009: Ein 1.176 Fässer / Aus 747 Fässer und 25 Container 2010: Ein 1.162 Fässer und 8 Container / Aus 1.094 Fässer 2011: Ein 1.258 Fässer / Aus 358 Fässer |
| Strahlenquellen, radioaktive Isotope, Rohabfälle, vorbehandelte radioaktive Zwischenprodukte, Abfälle zur Konditionierung |
| Strahlenquellen, radioaktive Isotope, vorbehandelte radioaktive Zwischenprodukte, Abklingabfälle, Konditionierte Abfälle, freigegebene Materialien |
| Nicht vorhanden |
Adressen |
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Betreiber: | Eckert & Ziegler Nuclitec GmbH, Gieselweg 1, 38110 Braunschweig, Tel.: 05307 / 932 0, Fax: 05307 / 932 293 |
Behörden: | Gewerbeaufsichtsamt Braunschweig, Ludwig-Winter-Str. 2, 38120 Braunschweig, Tel.: 0531 / 35476-0, Fax: 0531 / 35476-333, poststelle(at)gaa-bs.niedersachsen.de, Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (NMU), Archivstraße 2; 30169 Hannover , Tel.: 0511 / 120-0 |
KritikerInnen: | BISS - Bürgerinitiative Strahlenschutz - Braunschweig e.V., Meinestraße 10 d, 38110 Braunschweig, Tel.: 0 53 07 / 4972647, info(at)biss-braunschweig.de, www.biss-braunschweig.de |
Quellen:[2] BISS-Braunschweig: „Irritierende Personalunion“, 06.12.2014 [4] BISS-Braunschweig: „Problemlage“ [5] Stadt Braunschweig: Mitteilung über das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg, 07.02.2017 [6] "Geplante Halle soll ausschließlich zur Lagerung genutzt werden", braunschweig.de, 03.08.2017 [7] "Eckert & Ziegler Kompromiss – Das sagen die Fraktionen", regionalbraunschweig.de, 09.08.2017 [9] „Umweltminister will Nuklearfirma prüfen“, NDR.de, 23.06.2014 [9a] ag-schacht-konrad.de, 03.02.2020: BISS reicht Klage gegen Umweltministerium ein [12] „Unfall: Radioaktive Ladung sorgt für Chaos in Wenden“ Braunschweiger Zeitung 22.12.2006 [14] Transkription der Bürgeranfrage von Herrn Velfe, Ratssitzung 01.04.2014 (Braunschweig) [17] Helmholtz-Zentrum München / PG Jülich: „Asse-Inventar – Abschlussbericht“, 31.08.2010 |
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