AKW Obrigheim
Rubriken: Obrigheim, Atomkraftwerk, im Rückbau, EnBw
Anlage |
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Name der Anlage: | KWO – Kernkraftwerk Obrigheim |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Betreiber: | EnBW Kernkraft GmbH (EnKK) |
Gesellschafter: | Kernkraftwerk Obrigheim GmbH (100% Tochter der EnBW AG) |
Mitarbeiter*innen: | Für die EnBW arbeiten 140 Mitarbeiter am Rückbau von Obrigheim, sie werden unterstützt von 150 Spezialisten anderer Firmen.[35] |
Reaktortyp: | Druckwasserreaktor der 1. Generation |
Leistung, elektrisch: | 357 MW brutto, 340 MW netto |
Baubeginn: | 15.03.1965 |
Inbetriebnahme: | Kommerzieller Leistungsbetrieb ab 31.03.1969 1989 wurde festgestellt, dass die Dauerbetriebsgenehmigung nicht erteilt worden war. Nach einjährigem Stillstand durfte das KWO bereits 1991 wieder angefahren werden, obwohl die Dauerbetriebsgenehmigung erst im Oktober 1992 erteilt wurde. [2] |
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde: | Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (UM) |
Umgebungs- | Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) |
Meldepflichtige Ereignisse: | 267 (Stand 30.04.2020) [3] |
Stilllegung |
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Außerbetriebnahme: | 11.05.2005 Nach dem Atomkonsens hätte das KWO bereits im Dezember 2002 abgeschaltet werden müssen. Das Bundesumweltministerium genehmigte jedoch eine Übertragung von Reststrommengen in Höhe von 5.500 Gigawattstunden vom AKW Philippsburg 1 auf das AKW Obrigheim. |
Anträge: | Antrag zum Rückbau gestellt im Dezember 2004 |
Genehmigungen: | 28.08.2008: 1. Stilllegungs- und Abrissgenehmigung (SAG): Einstellung Leistungsbetrieb, Abbau von Anlagen im Überwachungsbereich. [4] 24.10.2011: 2. SAG inklusive Anordnung zum Sofortvollzug: Abbau von kontaminierten Anlagenteilen im Kontrollbereich (Reaktorkühlsystem, Dampferzeuger, Deckel des Reaktordruckbehälters u.v.m.) [5] Die Großkomponenten wurden durch die Fa. Babcock Noell/E.ON GmbH ausgebaut und per Schiff zur weiteren Behandlung zur EWN nach Lubmin gebracht. 30.04.2013: 3. SAG inklusive Anordnung des Sofortvollzugs: Abbau Reaktordruckbehälter, Abklingbecken, biologisches Schild, etc. [6] April 2018: 4. Abbaugenehmigung, Abbau von Lüftungssystemen, Lastenaufzügen, Krananlage im Reaktorgebäude sowie Teile einer großen Materialschleuse.[36] Der beantragte Abbau von Anlagenteilen im Zwischenlager für sonstige radioaktive Abfälle sowie von Anlagenteilen, die für den Betrieb dieses Zwischenlagers benötigt werden, wird nicht genehmigt.[38] Sowohl die 2., die 3. als auch die 4. SAG wurden ohne Öffentlichkeitsbeteiligung vom baden-württembergischen Umweltministerium erteilt. 08.10.2019: Genehmigung nach §12 StrlSchG zum Umgang mit sonstigen radioaktiven Stoffen, mit der ein eigenständiges Betriebsreglement für das Standortabfalllager am Standort Obrigheim geschaffen wurde, das am 01.01.2020 an die BGZ überging. [38a] |
Informelle | 26.10.2011: Anstatt seinen Ermessensspielraum zu nutzen und für die 3. SAG eine juristisch verbindliche Bürgerbeteiligung durchzuführen, verkündete der baden-württembergische Umweltminister Untersteller, dass er sich „zu einer exemplarischen freiwilligen Bürgerbeteiligung entschlossen“ habe und führte am 24.07.2012 einen Informationstag durch. [7] |
Klage: | Januar 2012: Anwohner*innen reichten Klage gegen die 2. SAG ein. Grund dafür ist die nicht durchgeführte Öffentlichkeitsbeteiligung sowie sicherheitstechnische Defizite. [8] Am 30.10.2014 wies der VGH Mannheim die Klage in erster Instanz ab. [9] (Urteilsbegründung [10]) |
Rückbau: | Beginn 2008. Der Rückbau des Reaktors wird von EWN Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH durchgeführt. 2014: EnBW nennt den Zeitraum "2020 und 2025". [11] August 2015: Transport des rund 135 Tonnen schweren Reaktordruckbehälters in den Zerlegebereich des Reaktorgebäudes abgeschlossen. [34] Sommer 2016: Fernhantierte Zerlegung des Reaktordruckbehälters (RDB) abgeschlossen. [34] Ende 2017: Umlagerung Brennelemente nach Neckarwestheim abgeschlossen. 2018: Laut EnBW soll der Rückbau bis "spätestens 2025" beendet sein. [35] Anschließend Nachnutzung von Gebäuden oder konventioneller Abriss. 2019: Abbau des biologischen Schildes. |
Kosten: | Geschätzt 600 Mio. € aus den Rückstellungen des Betreibers [12] August 2019: Für den Rückbau der AKW Obrigheim, GKN I und II sowie Philippsburg I und II kalkuliert die EnBW mit sieben Milliarden Euro. Zwei Milliarden Euro sind bis jetzt ausgegeben. [43] Öffentliche Förderung: Die EnBW erhält 402.500,00 € für das gemeinsam mit dem KIT Karlsruhe durchgeführte Forschungsprogramm „Abtrag kontaminierter Oberflächen (AKOF)“ – Steigerung der Arbeitsleistung der Standard-Betonfräse, inkl. Praxiserprobungen im Kernkraftwerk Obrigheim (Gesamtvolumen 1 Mio. €). [13] |
Beitrag zum Entsorgungsfonds: | 420 Mio. Euro Einzahlung zum 03. Juli 2017 abzüglich im Dezember 2017 ausgezahlte Rückforderung für Entsorgungskosten im ersten Halbjahr 2017: 334.000 Euro [37] |
Hauptkritikpunkte: | Kritik der Reaktorsicherheitskommission (RSK) an der 1. SAG: „Die detaillierte Beurteilung des Gesamtkonzeptes zu Stilllegung und Abbau des KWO ist auf Basis der vorliegenden Unterlagen aus Sicht der RSK nicht möglich, da über Abbaumaßnahmen, ihre vorgesehene Reihenfolge und über Abbaumethoden während des 2. Genehmigungsschrittes nur sehr allgemeine Aussagen vorliegen, die hinsichtlich Detaillierungsgrad nicht dem „Vorschlag für Anforderungen an die Stilllegung im kerntechnischen Regelwerk“ entsprechen.“ Weiterhin kritisiert die RSK, dass keine umfassende und detaillierte radiologische Charakterisierung der gesamten Anlage vorgenommen wurde, die laut RSK die Basis für das gesamte Stilllegungs- und Abbaukonzept einschließlich der Transport- und Lagerlogistik darstellt. [14] Wichtigste Forderungen der Anti-Atom-Initiativen:
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Abfälle |
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Brennelemente: | Uran-Brennelemente, Hochabbrand-Uran-Brennelemente, ERU-Brennelemente und MOX-Brennelemente Insgesamt sind 352 t SM angefallen [15] |
| Externes Nasslager im Notstandsgebäude 26.10.1998: Genehmigung nach §7 AtG, Inbetriebnahme 1999. Alle Brennelemente wurden bis Ende März 2007 in das Nasslager umgelagert. Kapazität: 980 Brennelemente, bis zur vollständigen Auslagerung nach Neckarwestheim Ende 2017 342 Plätze belegt. [16] 22.04.2005: Beantragung eines Standortzwischenlagers als CASTOR®-Lager. Während die Genehmigung anderer Standortzwischenlager maximal 4 Jahre dauerte, gab es zum SZL Obrigheim 2014, 9 Jahre nach Beantragung, keinerlei Genehmigungsfortschritte. [17] 10.12.2013: Antrag zur Einlagerung der Brennelemente aus Obrigheim im SZL Neckarwestheim beim BfS. Die grün-rote Landesregierung Baden-Württembergs begrüßt diesen Plan „uneingeschränkt“. Sie hält dafür eine Änderungsgenehmigung nach §6 AtG mit Öffentlichkeitsbeteiligung für notwendig. [18] 09.08.2016: Genehmigung der Aufbewahrung der Brennelemente aus dem AKW Obrigheim im SZL Neckarwestheim. Die Genehmigung wurde vom BfS/BfE ohne Öffentlichkeitsbeteiligung erteilt. [19] Im Laufe des Jahres 2017 wurden in insgesamt fünf Transporten auf dem Neckar 15 Castor-Behälter mit allen 342 Brennelementen aus dem AKW Obrigheim nach Neckarwestheim gebracht: [38] |
Abrissabfälle: | Gesamt ca. 275.000 t. Ca. 98% kommen davon in den konventionellen Stoffkreislauf, 1% werden an Deponien und Beseitigungsanlagen abgegeben. [21] 3.700 m³ werden als radioaktive Abfälle behandelt. [22] In einem Pressegespräch am 02.02.2017 mit der Rhein-Neckar-Zeitung erklärt die Pressesprecherin der EnBW, dass das Reaktorgebäude abgerissen werden würde, da eine Nachnutzung aufgrund der Kontamination unwahrscheinlich sei. [23] |
| Genehmigung nach §7 AtG für 4.000 m³ radioaktive Abfälle mit einer Gesamtaktivität von 1017 Bq aus dem Betrieb und Nachbetrieb in vorhandenen Räumen am Standort: Umrüstung und Nutzungsänderung der Gebäude 39 und 52 sowie auf der Freifläche. [24]
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| Stand 31.12.2018: [39] Rohabfälle und vorbehandelte Abfälle
Anfall von schwach- und mittelradioaktiven Abfälle im Jahr 2018: [39]
Anfall von schwach- und mittelradioaktiven Abfälle im Jahr 2017: [40]
Aufschlüsselung, Stand 31.12.2017 [41] Rohabfälle und vorbehandelte Abfälle
Konditionierte Abfälle
Abfälle in Endlagergebinden
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| 20.02.1991: Umkippen gestapelter Abfallfässer [26] |
Verbringung von Abfällen: |
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Transporte |
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| Extern konditionierte radioaktive Abfälle |
| Radioaktive Rohabfälle, strahlende Großkomponenten, konditionierte radioaktive Abfälle, freigemessene Materialien |
| Nicht vorhanden |
| Vorhanden |
Adressen | |
Betreiber: | EnBW Kernkraft GmbH, Kernkraftwerk Obrigheim, Kraftwerkstraße 1, 74847 Obrigheim, Postfach 11 62, Tel.: 06261 / 65-0, poststelle-kwo(at)kk.enbw.com, www.enbw.com |
Behörden: | Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Kernerplatz 9, 70182 Stuttgart, Postfach 103439 LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Postfach 10 01 63, 76231 Karlsruhe, Tel.: 0721 / 5600-0, Fax: 0721 / 5600-1456, poststelle(at)lubw.bwl.de, www.lubw.baden-wuerttemberg.de |
Kritiker*innen: | Initiative Atomerbe Obrigheim, c/o Gertrud Patan, Hauptstraße 17, 74850 Schefflenz, 06293-1551, initiative(at)atomerbe-obrigheim.de, www.atomerbe-obrigheim.de |
Quellen[2] „Sau im Dorf“ DER SPIEGEL 24/1989, 12.06.1989 [3] bfe.bund.de: Kernkraftwerke in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme [7] um.baden-wuerttemberg.de: Freiwillige Beteiligung der Öffentlichkeit beim Rückbau des Atomkraftwerks in Obrigheim, 26.10.2011 [8] Initiative AtomErbe Obrigheim: „Klage gegen 2 SAG eingereicht“ vom Januar 2012 [9] Initiative AtomErbe Obrigheim: „Bittere Niederlage vor Gericht“ vom Oktober 2015 [10] Urteil Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg, 30.10.2014 [11] ingenieur.de: „Das Ende eines Atomkraftwerks“ vom 15.05.2013 [12] „Rückbau-Zeitplan in Gefahr“, Südwest Presse vom 12.01.2012 [13] KIT PTE-S Nr. 25, S. 58 ff. [17] bfe.bund.de: Standort-Zwischenlager Obrigheim (Baden-Württemberg) [20] enbw.com: Verlagerung von Brennelementen aus Obrigheim nach Neckarwestheim [21] Infokommission Philippsburg: „Stilllegung und Rückbau Kernkraftwerk Philippsburg“ 26.11.2013 [23] "Bauschutt des Kernkraftwerks Obrigheim: Die Faktenlage ist eindeutig", Rhein-Neckar-Zeitung, 02.02.2017 (abgerufen am 27.04.2017) [28] atomerbe-obrigheim.de: Atommüll-Schiffstransport von Obrigheim nach Lubmin [29] Greenpeace: „Tabelle Asse-Inventar“ [32] Thomas Moser: „Strahlendes Erbe“ KONTEXT: Wochenzeitung vom 27.02.2013 (update 15.07.2014) [33] „EnBW wollte Atommüll nach Russland schaffen“ Handelsblatt vom 27.02.2013 [34] EnBW: Kernkraftwerk Obrigheim (KWO) - Gute Fortschritte beim Rückbau [35] Stuttgarter Nachrichten, 18.04.2018: Akw in Obrigheim soll 2025 verschwunden sein [37] Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung - Geschäftsbericht zum 31.12.2017 [41] Verzeichnis radioaktiver Abfälle (Bestand zum 31. Dezember 2017 und Prognose) (08/2018) [42] Schwäbisches Tagblatt, 19.04.2018: Problem mit Müll verdirbt die Freude [43] stimme.de, 14.08.2019: Der Rückbau des Kraftwerks in Neckarwestheim |
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