AKW Brunsbüttel
Rubriken: Brunsbüttel, Atomkraftwerk, Nachbetriebsphase, Vattenfall, E.ON
Anlage |
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Name der Anlage: | KKB – Kernkraftwerk Brunsbüttel |
Bundesland: | Schleswig-Holstein |
Betreiber: | Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH |
Gesellschafter: | Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH (66,6%), E.ON Kernkraft GmbH (33,3%) |
MitarbeiterInnen: | 372 (Stand 09.01.2012) [1] |
Reaktortyp: | Siedewasserreaktor, Baulinie 69 |
Leistung, elektrisch: | 806 MW brutto, 771 MW netto |
Baubeginn: | 15. April 1970 |
Inbetriebnahme: | Kommerzieller Leistungsbetrieb ab 09.02.1977 |
Entsorgungsvorsorge-nachweis: | „Die Entscheidung, ob Asse II künftig als reine Forschungsstätte oder auch als Bundesendlager zu nutzen ist, wird im Laufe des Jahres 1983 getroffen.“ (3. BG vom 11.08.1983) [2] |
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde: | Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MELUR) |
Umgebungs- | Helmholtz-Zentrum GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH |
Besondere Gefahren: | Das AKW Brunsbüttel hat Schweißnähte an stark belasteten Stellen des Druckbehälters, die spröde werden könnten; der Reaktordruckbehälter und der Kühlkreislauf sind nur eingeschränkt auf Schäden zu überprüfen; die Stahl-Bodenwanne würde bei einer Kernschmelze binnen Minuten durchschmelzen (Betonfundamente neuerer Anlagen halten Tage). [3] |
Meldepflichtige Ereignisse: | 490 (Stand 30.04.2018) [4] Das AKW Brunsbüttel hatte die längsten Stillstandszeiten. In seinen 34 Jahren Laufzeit stand der Reaktor insgesamt elf Jahre still. Die spektakulärsten Störfälle ereigneten sich 1978, als Radioaktivität austrat weil die Betriebsmannschaft durch Manipulationen eine Reaktor-Schnellabschaltung verhinderte und 2001 als eine Knallgas-Explosion eine Rohrleitung beschädigte, die am Reaktordruckbehälter angeschlossen war. [5] |
Stilllegung |
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Außerbetriebnahme: | 21.07.2007 nach mehreren Störfällen abgeschaltet |
Abschaltung endgültig: | 06. August 2011 (per Atomgesetz) |
Stilllegungsantrag: | 01.11.2012: Antrag nach §7 Abs. 3 AtG auf vollständigen Rückbau, Bedingungen:
24.02.-24.04.2015: Auslegung der Stilllegungsunterlagen. 06./07.07.2015 Erörterungstermin |
Klage: | 08.05.2018: Der Referentenentwurf der Bundesregierung zur 16. Novelle des Atomgesetzes sieht eine Entschädigung von Vattenfall für das Stromkontingent vor, das wegen der Stilllegung des AKW Brunsbüttel nicht mehr verstromt werden konnte. [8] Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 06.12.2016 hatte die Einbeziehung von Brunsbüttel in eine Entschädigungsregelung nicht gefordert. [9] Vattenfall klagt wegen der Stilllegung der AKW Krümmel und Brunsbüttel vor dem Internationalen Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ICSID) in Washington. Vattenfall fordert Schadensersatz in Höhe von ca. 4,7 Mrd. Euro. [10] |
Rückbau: | Laut Vattenfall dauert der Rückbau 15 – 20 Jahre. [11] |
Kosten: | Vattenfall rechnet mit Rückbaukosten zwischen einer halben und einer Milliarde Euro. [12] |
Abfälle |
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Brennelemente: | Uran-Brennelemente, Hochabbrand-Uran-Brennelemente; Brunsbüttel besaß keine Genehmigung für den Einsatz von MOX-Brennelementen Insgesamt sind 464 t SM angefallen. [13] 76 Brennelemente haben wegen der ungeplanten Stilllegung einen deutlich niedrigeren Abbrand. [14] |
| Kapazität für 799 Brennelemente Das Abklingbecken liegt wie im Block 4 im AKW Fukushima außerhalb des Containments unter dem Dach. Seit dem 21.11.2012 ist das Abklingbecken geräumt, die Brennelemente wurden aus Sicherheitsgründen in den Reaktordruckbehälter zurück gebracht. |
| 517 Brennelemente (90 t SM) [15] |
| Standort-Zwischenlager Brunsbüttel. Die Genehemigung für das SZL Brunsbüttel wurde gerichtlich aufgehoben. Trotzdem stellt die schleswig-holsteinische Landesregierung dem Betreiber eine Genehmigung für die Umlagerung der Brennelemente aus dem Reaktordruckbehälter in das SZL in Aussicht. [16] |
Betriebsabfälle |
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| Fasslager (Gebäudeteil ZA 03.42): Belüfteter begehbarer Raum im Kontrollbereich, ca. 160 m³, das älteste Fass stammt von 1987
Feststofflager (Gebäudeteil ZC 01.03): Belüftete, begehbare Räume unterhalb der Heißen Werkstatt, ca. 100 m³. Kontinuierliche Messungen der Aerosole in der Raumluft, Dosisleistungsmessungen. Lagerung von Rohabfällen bis zu ihrer Konditionierung
Kavernen: Mit Betonriegeln abgedeckte, nicht begehbare und nicht belüftete Lagerstätten in 7 m Tiefe. Keine spezifische Raumüberwachung. Kaverne 1, ca. 65 m³:
Kaverne 2, ca. 65 m³:
Kaverne 3, ca. 65 m³:
Kaverne 4, ca. 65 m³:
Kaverne 5, ca. 71 m³:
Kaverne 6, ca. 393 m³:
Lager für Rückstellproben (ZU 07.14 und ZE 04.16): Begehbare und belüftete Räume, oberirdisch, Tresore und abgeschlossene Schränke, ca. 3 m³, temporäre Lagerung von Rückstellproben und diversen Probeentnahmegefäßen aus Entsorgungskampagnen. 22.06.1976 1. Betriebsgenehmigung, enthielt auch die Genehmigung für Fasslager und Feststofflager. Für alle Lager - Fasslager und Feststofflager inklusive Kavernen - gibt es keine max. Aktivitäts-, Volumen- oder Mengenbegrenzung. Die Abfälle sollen in das neu zu errichtende LasmA Brunsbüttel umgelagert werden. |
| Transportbereitstellungshallen I und II |
Inventar gesamt am Standort (31.12.2014): [15] | Rohabfälle und vorbehandelte Abfälle
Konditionierte Abfälle
Abfälle in Endlagergebinden
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| 15.05.1979: Austritt von Verdampferkonzentraten aus einem Fass 27.10.1979: Leckage aus einem Verdamfperkonzentrat-Fass 15.12.2011: Bei der Entnahme eines Fasses aus dem Kavernenlager zum Zweck der Umfüllung wurden starke Korrosionsschäden entdeckt. Der Betreiber informierte die Aufsichtsbehörde nicht, sondern der TÜV Nord (10.01.2012). Erst am 12.03.2012 wird der Vorfall öffentlich. Die Kavernen wurden mit einer Betonabdeckung versiegelt, neue Messanlagen installiert. Nachdem der schleswig-holsteinsiche Umweltminister eine Inspektion der Fässer angeordnet hatte, sind bisher 573 der insgesamt 631 in den Kavernen lagernden Fässer untersucht worden. 57 Fässer in Kaverne sechs können wegen der engen Lagerung nicht von einer Kamera inspiziert werden. 154 der untersuchten Fässer sind stark beschädigt: wanddurchdringende Korrosion, Austritt des Fassinhaltes, lose Deckel u.a. [19] Februar 2016: Beginn der Bergung. Die Bergung aller Fässer dauert ca. drei Jahre. Es ist geplant, die Fässer in einer speziellen Anlage erst nachzutrocken, um die Restfeuchte zu reduzieren. Danach werden die radioaktiven Konzentrate aus den Fässern abgesaugt und in endlagergerechte Container gepumpt. [20] |
Verbringung von Abfällen: |
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Transporte |
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| Extern konditionierte schwach- und mittelradioaktive Abfälle, Strahlenquellen |
| Radioaktive Rohabfälle, konditionierte radioaktive Abfälle, Strahlenquellen, später ggfs. Großkomponenten |
| Vorhanden |
Adressen | |
Betreiber: | Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH & Co OHG, Postfach 1227, 25535 Brunsbüttel |
Behörden: | Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Mercatorstraße 3, 24106 Kiel, Tel.: 0431 / 988-0, Fax: 0431 / 988-7239, internetredaktion(at)melur.landsh.de, www.schleswig-holstein.de Helmholtz-Zentrum Geesthacht GmbH, Max-Planck-Straße 1, 21502 Geesthacht, 04152 / 87-0, Fax: 04152 / 87-1403, contact(at)hzg.de, www.hzg.de |
KritikerInnen: | Brokdorf akut, c/o Karsten Hinrichsen, Dorfstraße 15, 25576 Brokdorf, info(at)brokdorf-akut.de |
Quellen[3] "Forscher warnen vor porösen Altmeilern", spiegel online, 23.09.2010 [4] bfe.de: Kernkraftwerke in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme [5] wikipedia.org: Kernkraftwerk Brunsbüttel (zuletzt abgerufen 16.11.2017) [6] Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH: Antrag nach §7 Abs. 3 AtG auf Stilllegung und Abbau, 01.11.2012 [7] schleswig-holstein.de: Öffentlichkeitsbeteiligung Kernkraftwerk Brunsüttel (KKB) [8] Deutscher Bundestag: Gesetzentwurf der Bundesregierung "Entwurf eine 16. Gesetzes zur Änderung des Atomgesetzes (16AtGÄndG), Bearbeitungsstand 08.05.2018 [11] Vattenfall.de: "Neue Phase für Rückbau des Kernkraftwerks Brunsbüttel", 13.04.2015 [12] "AKW Brunsbüttel: Vattenfalls Bergungspläne", shz.de, 19.05.2014 [19] "Bergung der Atommüllfässer dauert drei Jahre", ndr.de, 09.02.2015 [20] "Atommüll: Bergung in Brunsbüttel läuft nach Plan", ndr.de, 14.05.2016 |
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